Funktionsweise

Beim Lachyoga wird das Lachen im Unterschied zum Witz nicht über die kognitive Komponente (=Witz) sondern über die motorische Ebene (Lächeln, Lachen) gestartet, was zunächst einmal ungewohnt ist.
Warum Lachyoga?

Oft wird man als Lachyoga-Trainer gefragt, warum soll ich Lachyoga machen, ich kann doch über Witze lachen und mir Comedy Sendungen im Fernsehen ansehen.

Wie unterscheidet sich Lach-Yoga vom Lachen über Witze?

Lachen, Humor und Heiterkeit werden in unserer Alltagssprache oft als untereinander austauschbare Begriffe verwendet, obwohl sich die physiologischen und psychologischen Begleiterscheinungen von Lachen, Humor und Heiterkeit sehr voneinander unterscheiden (vgl. hierzu Papousek, 2008).

Humor - also etwas lustig oder witzig zu finden hat - etwas mit unserem Denken, unserem Verstand zu tun. Um über einen Witz oder eine komische Situation zu lachen, müssen wir zuerst die Pointe eines Witzes erfassen oder die Absurdität einer Situation verstehen. Fehlt uns dieses Verständnis, können wir auch nicht lachen.

Heiterkeit oder heitere Stimmung beschreibt dagegen die gefühlsmäßige Komponente, die beim Lachen z.B. über einen Witz auftreten kann. Heitere Stimmung kann aber auch durch andere Faktoren ausgelöst werden, z.B. wenn es uns gut geht oder wir verliebt sind und muss nicht unbedingt von Lachen begleitet werden.

Lachen oder Lächeln dagegen ist ein von außen sichtbares Verhalten (Bewegungen der Gesichtsmuskulatur und anderer Muskeln im Körper, Atmung, Stimmapparat).

Wenn wir also über einen Witz lachen, können diese 3 unterschiedlichen Aspekte durchaus gemeinsam miteinander auftreten. Wir entdecken die Pointe eines Witzes (Humor), lachen (Verhalten) und fühlen uns erheitert (Emotion). Allerdings kann man über einen Witz nur sehr kurz lachen, was die heitere Stimmung infolge dessen ebenfalls zeitlich sehr begrenzt. Da das Lachen über einen Witz durch den Überraschungsmoment zustande kommt, kann man über den selben Witz in der Regel auch nur einmal herzlich lachen.

Der Sinn für Humor ist zudem eine mehr oder weniger festgelegte Persönlichkeitseigenschaft (Ruch et al., 1996). Es gibt Menschen, die leichter ins Lachen kommen als andere. Darüber hinaus gibt es Situationen oder Umstände im Leben, in denen es schwieriger ist etwas als komisch anzusehen. Es ist also nicht so leicht sich allein mit Humor dauerhaft in eine lang anhaltende heitere Stimmung zu versetzen. Im Unterschied zum Sinn für Humor ist Heiterkeit jedoch im Sinne der gefühlsmäßigen Komponente trainierbar.

Beim Lachyoga wird das Lachen im Unterschied zum Witz nicht über die kognitive Komponente (=Witz) sondern über die motorische Ebene (Lächeln, Lachen) gestartet, was zunächst einmal ungewohnt ist. Vor dem unwillkürlichen spontanen Lachen werden zunächst Übungen durchgeführt, die das freie Lachen erleichtern und auslösen sollen. Man beginnt zunächst mit Lächeln und Atemübungen, die dem Lachen ähnlich sind. Nach einiger Zeit springt das absichtliche Lachen in ein natürliches Lachen um. Ähnlich wie bei Entspannungsverfahren kann so trainiert werden, mit der Zeit immer schneller in ein herzhaftes Lachen zu kommen und eine heitere Stimmung zu erreichen. Wie bei Entspannungsverfahren finden auch Lernprozesse statt. Es wird trainiert, auf bestimmte Reize, z.B. besondere Atmung oder bestimmte Gesten, mit Lachen zu reagieren.

Im Unterschied zum Lachen über einen Witz kann man beim Lachyoga über eine längere Zeitdauer lachen, was natürlich eine länger anhaltende heitere Stimmung auslöst. Zusätzlich ist man im Unterschied zum Lachen über Witze oder Comedy-Sendungen auch nicht auf einen Stimulus von außen angewiesen. Wir sind selbst in der Lage unsere Stimmung zu beeinflussen, was zu einer Erhöhung der Selbstwirksamkeit führt. Man ist nicht mehr das „Opfer der Umstände“ sondern selbst in der Lage seine Gefühle wirksam zu verändern.

Warum funktioniert Lachyoga?

Aus bildgebenden Verfahren wissen wir inzwischen, dass beim Lachen mehrere unterschiedliche Bereiche im Gehirn aktiviert werden (Wild, 2006). So konnte nachgewiesen werden, dass beim Lachen sowohl Zentren angesprochen werden, die für das kognitive Verständnis zuständig sind (d.h. für das Verständnis der Pointe), als auch Bereiche, die für die emotionale Bewertung (Heiterkeit) und die motorische Programmierung von Muskelbewegungen (Lächeln, Lachen) verantwortlich sind.

Diese Zentren scheinen in einer Art Lach-Netzwerk eng zusammenzuarbeiten (Papousek, 2008). Wird eine dieser Komponenten angesprochen, werden die anderen Komponenten gleichzeitig mitaktiviert. Dieses kennen wir bei uns selbst, etwa wenn wir über einen lustigen Witz lachen und uns erheitert fühlen oder wenn wir uns an Situationen erinnern, in denen es uns gut geht und das Lachen so „locker“ sitzt, dass wir über jeden Unsinn loslachen können. Hat man kleine Kinder in der Nähe, kann man beobachten, dass diese manchmal einfach „grundlos“ anfangen zu lachen, um sich dann später richtig vor Lachen auszuschütten.

Die Vermutungen über ein bestehendes Lachnetzwerk im Gehirn werden auch aus dem Forschungsbereich der Body-Feedback-Forschung unterstützt. In diesem Forschungsfeld wird untersucht, inwieweit bestimmte Gesichtsausdrücke oder Körperhaltungen Gefühle und Einstellungen beeinflussen können. Es zeigte sich, dass Mimik und Körperhaltungen nach einer gewissen Zeit deutlich Gefühl und Einstellung verändern können (Storch et al., 2006; Niedenthal et al., 2007).

Hiermit ist erklärbar, warum Lächeln nach einer gewissen Zeit eine positive Stimmung auslösen kann und damit die Erheiterung erleichtern kann. Lach-Yoga funktioniert zunächst am leichtesten in einer Gruppe Gleichgesinnter. Auch hier kann man aus der Forschung Erklärungen dafür finden. Aus Arbeiten zu den sog. Spiegelneuronen im Gehirn, die dafür verantwortlich sind, dass wir uns in andere hineinversetzten können, lässt sich ableiten, warum Stimmungen von anderen auf uns abfärben können.

So kann sowohl Lachen als auch schlechte Laune anstecken. In der Arbeit von Warren et al., 2006 konnte nachgewiesen werden, dass das Hören von Gelächter bei den Versuchspersonen Lachen auslösen kann, wie wir auf das Lächeln eines andern Menschen unwillkürlich mit einem Lächeln antworten.

Literatur
  • Papousek, I. (2008). Heiterkeit und Gelassenheit trainieren mit Lachen. In: Herbert Effinger (Hrsg.): Die Wahrheit zum Lachen bringen. Humor als Medium in der Sozialen Arbeit. S. 87 -105.
  • Wild, B. (2006): Humor ernstgenommen. Lächlen, Erheiterung und das Gehirn. In: Spitzer, M. /Bertram, W. (HG): Breintertainment. Expeditionen in die Welt von Geist und Gehirn. (S. 62 – 67). Stuttgart: Schattauer.
  • Maja Storch, Benita Cantieni, Gerald Hüther, Wolfgang Tschacher (2006): Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen, Bern: Huber
  • Paula M. Niedenthal, et al. (2007): Embodying Emotion.Science 316, 1002; J. A. C. J. Bastiaansen, M. Thioux, and C. Keysers (2009). Evidence for mirror systems in emotions. Phil Trans R Soc B 364, 2391-2404
  • Jane E Warren, Disa A Sauter, Frank Eisner, Jade Wiland, M Alexander Dresner, Richard JS Wise, Stuart Rosen, Sophie K Scott (2006). Positive emotions preferentially engage an auditory-motor mirror system'; Journal of Neuroscience, 13 December.